
Holz ist schon seit Jahrtausenden ein für Menschen sehr wichtiger Rohstoff. Er gilt als umweltfreundlicher als manch andere Materialien, da Bäume auf natürliche Weise nachwachsen und Holz somit zu einem erneuerbaren Rohstoff macht. Meist wird Holz in Form von Brettern, Platten oder ganzen Baumstämmen und Stücken verarbeitet. Es gibt allerdings auch die Technik des Holz Biegens.
In diesem Artikel stellen wir dir das Holz biegen näher vor. Wir erklären, warum Holz überhaupt gebogen wird und in welchen Bereichen gebogenes Holz vorkommt. Außerdem beantworten wir die häufigsten Fragen zu dieser Thematik.
Das Wichtigste in Kürze
- Holz biegen hat diverse Hintergründe. Um Holzmöbel herzustellen, muss das Material oft gebogen werden. Aber auch bei Holzinstrumenten oder Booten wird Holz gebogen.
- Die bekannteste Technik des Holz Biegens ist die Thonet-Technik. Durch Wasserdampf wird das Holz biegsam gemacht und danach in die gewünschte Form gebogen.
- Nicht jedes Holz lässt sich gleich gut biegen. Am besten geeignet sind Laubbaumarten.
Hintergründe: Was bedeutet Holz biegen?
In diesem Teil beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema Holz biegen. Wir stellen einige Techniken vor und nennen dir auch Fehler, die du bei der Arbeit vermeiden solltest.
Wieso biegt man Holz?
- Möbel: Eines der Hauptanwendungsgebiete des Holz Biegens ist bei Möbeln (1). So entstehen beispielsweise Schaukelstühle, aber auch normale Esszimmer- oder Outdoorstühle. Ebenso werden hölzerne Schmuckornamente an Möbeln wie Betten durch das Biegen hergestellt.
- Schlitten: Auch dieses beliebte Wintersportgerät wird durch das Biegen von Holz hergestellt. Mit der gleichen Technik werden ebenso größere Schlitten, wie Pferdeschlitten gefertigt.
- Bootsbau: Beim Bootsbau, wie zum Beispiel bei Segelschiffen, wird oft Holz als Grundmaterial benutzt. Dieses wird nach dem Biegen mit zusätzlichen Stoffen behandelt, um das Wasser abzuweisen.
- Instrumentenbau: Viele Instrumente bestehen aus Holz. Manche, wie Flöten oder Oboen, können zugeschnitten werden. Bei anderen muss das Holz zuvor gebogen werden. Dies ist unter anderem bei Gitarren der Fall (2).
Wie du siehst, bietet Holz viele Gestaltungsmöglichkeiten und ist eine sehr praktische Ressource. Durch das Biegen kann Holz vielseitig angewendet werden und Objekte verschönern sowie gestalten.
Welches Holz eignet sich zum Biegen?
Beim Biegen mit Dampf ist zum einen auf die Art des Holzes und zum anderen auf den Radius, in welchem ein Holzstück maximal gebogen werden kann, zu achten. Welche Holzsorten sich gut zum Biegen eignen und von welchen du eher die Finger lassen solltest, haben wir dir in dieser Tabelle aufgeführt (3).
Holzart | geeignet |
---|---|
Buche, Eiche, Pappel, Ulme, Esche | sehr gut geeignet |
Tanne, Fichte, Lärche | nicht geeignet |
Eibe | einziges Nadelholz, das mäßig geeignet ist |
Generell lässt sich sagen, dass sich Nadelhölzer zum Biegen schlecht eignen, da diese eine andere Zellstruktur als Laubhölzer haben. Dadurch können sie leicht splittern oder brechen. Daher solltest du zum Biegen von Holz lieber auf Laubholz greifen. Hierbei musst du keine exotischen Baumarten oder sogar Tropenholz nutzen, auch heimische Baumarten können gut gebogen werden und finden sich in allen Baumärkten.
Welche Dinge sollte ich vor dem Holz Biegen beachten?
Wir empfehlen bei Neueinsteigern oder Anfängern unbedingt einen Fachmann zurate zu ziehen oder einen Kurs im Holz biegen zu besuchen. Folgende Werkzeuge brauchst du für die Aufgabe: Arbeitshandschuhe, Biegeband und Biegeform, Gurt zum Festzurren, Schraubzwingen, Dampfreiniger und eine Dampfvorrichtung (4).
Den Dampfreiniger und das passende Gefäß benötigst du nur, wenn du das Holz mit der Thonet-Technik biegen möchtest. Diese beschreiben wir dir im nächsten Punkt genauer.
Wie funktioniert das Biegen von Holz mit der Thonet-Technik?
Vor dem eigentlichen Dampfvorgang muss das Holz in die gewünschte Form geschnitten oder gedrechselt werden – bspw. in einen Stab oder einfach nur ein einzelnes Brett. Danach wird das Material bei knapp 100° Celsius für ungefähr sechs Stunden lang in einer eigenen Form gedämpft.
Dadurch wird das Holz biegsam. Anschließend wird das Holz in eine Biegeform gelegt und mit einem Metallband fixiert. Dieses verhindert das Splittern und Brechen des Holzes.
Die Biegeform muss mechanisch bedient und gedreht werden. So kann unter starkem Krafteinsatz das Holz langsam in die gewünschte Form gebogen werden. Hierbei ist es wichtig, den maximalen Biegeradius des jeweiligen Materials zu kennen, damit das Holz nicht bricht. Abschließend wird das Holz für einige Tage in einer Trockenkammer getrocknet (5).
Welche weiteren Methoden zum Holz Biegen gibt es?
Trockenbiegen
Beim Trockenbiegen oder Einkerben wird, wie der Name schon sagt, das Holz ohne Hilfe von Wasser oder Dampf gebogen. Hierbei muss sehr genau und vorsichtig vorgegangen werden, da das Holz leicht splittern oder brechen kann.
Bei dieser Technik werden Kerben in das Holz geschnitzt. Diese müssen tief genug sein, um das Holz biegen zu können aber nicht so tief, dass das Material bricht. Ist das Holz in der gewünschten Form, werden die Kerben mit Leim aufgefüllt und das Material somit fixiert.
Da das Holz bei dieser Technik stark bearbeitet wird, verliert es an Stabilität und sollte daher nur für dekorative Zwecke genutzt werden (6).
Biegen mit Wasser
Diese Technik eignet sich vor allem bei dickeren Holzteilen. Hierbei wird das Material in heißes Wasser getaucht und sollte darin mindestens 24 Stunden liegen. Dadurch wird das Holz weicher und lässt sich bis zu einem bestimmten Grad, abhängig von der Sorte, in Form biegen. Hat das Holz die gewünschte Form erreicht, fixiere diese mit Klammern oder leime das Holz fest, damit es die Form behält (7).
Biegen mit Hitze
Bei der Technik mit Hitze ist Vorsicht gefragt, da du dich bei ungenauer Arbeit leicht verletzten kannst. Dabei wird das Holz mit Hilfe einer Heißluftpistole oder durch das Auflegen auf ein heißes Rohr gleichmäßig erhitzt. Hat das Holz eine gewisse Temperatur erreicht, ohne zu verbrennen, kann es in die gewünschte Richtung gekrümmt werden. Dies funktioniert jedoch nur bei dünnen Blättern (8).
Schichtholz
Bei diesem Verfahren werden einzelne dünne Holzblätter gebogen und zusammengeleimt. So wird Schicht für Schicht eine dickere, stabile Form produziert. Diese werden zum Beispiel bei Holzkonstruktionen im Holzbau, aber auch bei Hobbyhandwerkern genutzt. Ein Nachteil dieser Technik gegenüber anderen ist der relativ hohe Arbeitsaufwand und große Ressourcenverbrauch (9).
Wer kann Holz biegen?
Dennoch ist es sicherer und vor allem bei unerfahrenen Handwerkern empfehlenswert, Holz von eigens dafür ausgebildeten Menschen biegen zu lassen. Diese sogenannten Bieger wissen, wie sie mit dem Holz umgehen müssen, haben die nötige Erfahrung und Ausstattung.
Welche Fehler können beim Holz Biegen passieren?
Nadelhölzer, Hölzer mit kurzen Fasern oder spröde Hölzer eignen sich nicht zum Biegen. Diese können schnell splittern und brechen. Vor der Verarbeitung solltest du außerdem das Holz begutachten. Weißt es Risse oder andere Fehler auf?
Dann kann es während der Verarbeitung brechen und sollte nicht genutzt werden. Biegst du Holz mit einem Biegeband, so muss dieses immer fest mit dem Material eingespannt sein, um das Holz nicht zu schädigen (10).
Des Weiteren solltest du darauf achten, dass dein Holz vor und während des Biegens die richtige Temperatur erreicht hat, da abgekühltes oder zu kühles Holz sich nicht verformen lässt. Zu guter Letzt darf das Holz nicht zu lange oder ungleichmäßig gedämpft werden. Ist dies der Fall, kann das Holz aufquellen oder springen.
Fazit
Holz biegen ist schon seit dem 19. Jahrhundert eine gängige Methode, um den sonst so starren Rohstoff in neue Form zu bringen. Es gibt verschiedene Methoden des Holz Biegens, die gängigste ist jedoch die Thonet-Technik. Mit gebogenem Holz können die verschiedensten Gegenstände hergestellt werden – von klassischen Holzmöbeln, über Instrumente, bis hin zu ausgefallenen Ornamenten.
Bei dieser Arbeit gibt es jedoch auch einige Dinge zu beachten und vorzubereiten. Es ist einiges an Wissen und Materialien gefragt, bevor mit der Arbeit begonnen werden kann. Wird das Holz nicht richtig verarbeitet oder überstrapaziert, splittert oder bricht es. Daher ist die Hilfe eines Fachmanns zu empfehlen.
Bildquelle: jason leung / Unsplash
Einzelnachweise (10)
1.
Ghebavria.de: Biegen von Vollholz
Quelle
2.
Holzwerken.net: Holz biegen
Quelle
3.
Holzwerken.net: Welches Holz eignet sich zum Dampfbiegen?
Quelle
4.
Hausjournal.net: Holzplatten biegen - in 3 Schritten
Quelle
5.
Thonet.de: Holz ist nicht rund. Außer man biegt es.
Quelle
6.
Heimwerk.org: Wie biegt man Holz?
Quelle
7.
Blog-womantoday.com: 5 Techniken zum Biegen von Holz
Quelle
8.
Blog-womantoday.com: 5 Techniken zum Biegen von Holz
Quelle
9.
Holzwerken.net: Holz biegen
Quelle
10.
Holzwerken.net: Holz biegen
Quelle